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Smutje

Ein Staff heuert an

Es war eine Woche vor unserem langersehnten Urlaub in Spanien, als unser heissgeliebter Paule, ein Labrador, völlig unerwartet starb.

Paule war zwar schon älter und hatte so seine Alterswehwehchen, aber wir hätten nie damit gerechnet, dass er nicht mehr mit uns in Urlaub fahren würde. Dabei war der Urlaub völlig auf unseren Paule zugeschnitten:
Das Ferienhaus ebenerdig und direkt am Meer gelegen, damit er keine weiten Strecken zum Meer laufen muss und nach Herzenslust schwimmen kann.

Wir waren fassungslos.

Drei Tage vor dem Urlaub ertappte mich mein Mann dabei, wie ich auf spanischen Tierschutzseiten stöberte. Ich meinte, dass es doch eine gute Idee sei, im Urlaub einen spanischen Hund zu adoptieren, denn der Platz von Paule sollte nicht leer bleiben.
Wir hätten viel Zeit für ihn, könnten schauen, ob es mit den anderen beiden Hunden klappt und er könnte mit uns nach Luxemburg zurückfahren. Mein Mann gab zu, dass er ähnliche Gedanken gehabt hätte.

Wir waren uns schnell einig, dass es ein "Listenhund" werden sollte, da wir in Luxemburg keine Probleme mit der Einfuhr haben. Unsere beiden Anderen, Paco, Amstaff und Franzi, Welsh-Corgie-Mix- Megazicke, waren schon im reiferen Alter, so dass wir zwecks Harmonie eher nicht an einen Jungspund dachten ;-)
Ich bekam also von meinem Mann den Auftrag, nach einem geeigneten Kandidaten Ausschau zu halten.

Ich wühlte mich durch die Tierschutzseiten und mir standen mehr als einmal die Tränen in den Augen.
Tierschutzvereine in der Nähe unseres Urlaubsortes gab es genug. Die Vorstellung aber, durch das Refugio zu gehen und einen Hund aussuchen zu müssen, fühlte sich alles andere als gut an. Wir würden auswählen müssen und wir würden Hunde zurücklassen müssen.
Die Vorstellung war schrecklich.

Mir fiel ein, dass es in "meinem" Hundeforum eine Foristin gibt, die in Spanien lebt und sich dort im Tierschutz engagiert.

Ich schrieb ihr, dass wir einen älteren Listenhund suchen, der ein bisschen Trottelino sein müsste und mit allem und jedem verträglich ist und ob sie vielleicht Adressen von Tierheimen kenne. Im Hinterkopf hatte ich die Hoffnung, dass sie genau den zu uns passenden Hund in "ihrem" Tierheim hätte. Das war zwar einige hundert Kilometer entfernt von unserem Urlaubsort, aber da ließe sich bestimmt was regeln...

Sie antwortete kurz darauf, schickte ein paar Links zu Tierschutzvereinen vor Ort. Unter diesen Links stand noch ein Kommentar von ihr: "Falls ihr da nicht fündig werden solltet, wir haben einen Staff-Opi, der passen würde"
Mein Herz schlug Purzelbäume.

Ich fragte zurück, um was für einen Hund es sich handele. Die Antwort:
"Ein Staff-Mix, mit allem und jedem verträglich. Aber er ist schon 9 Jahre alt, das wird Euch wohl zu alt sein"

Ich schrieb zurück, dass 9 Jahre perfekt seien.
Paco ist 8, Franzi 7 Jahre alt. Paule war 10.

Darauf kamen Bilder.
Tyson, ein beiger Staff-Mix mit grauenhaft abgeschnittenen Ohren und anrührenden Augen.

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Ich schickte die Bilder an meinen Liebsten weiter.
Der mailte ein Wort: "Adoptiert"

Ich schrieb zurück, dass wir den Hund mit dem unsäglichen Namen gerne ein neues Zuhause geben möchten. Die Foristin vermittelte den Kontakt zu der Tierheimleitung, ich schrieb eine Bewerbung. Nach einigen Mails war klar, dass wir den Hund mit dem gruseligen Namen adoptieren dürfen.

Da zwischen unserem Urlaubsort und dem Tierheim 600 km lagen, war das Tierheim sogar bereit, uns auf halber Strecke Tyson zu übergeben.
Und es gab eine glückliche Fügung: Die Organisation, von der wir Franzi übernommen hatten, kannte die Tierheimleiterin und war so nett, für uns zu bürgen.

Wir waren glücklich, packten für "Noch-Tyson" Geschirr, Futternapf, Leine, Scalibor zusammen und sahen ungeduldig der Übernahme entgegen.

Während der kurzen Wartezeit zierte ein ausgedrucktes Foto von dem Süßen unsere Pinnwand.

In Spanien angekommen, meldeten wir per SMS unsere Ankunft an das Tierheim und wurden gefragt, ob wir 4 Tage später den Hund um 11 Uhr in der Nähe von Tarragona übernehmen könnten?
Klar konnten wir ;-)

Am Übernahmetag fuhren wir um 7 Uhr los und waren um 11 Uhr am Treffpunkt. Ein kleiner Hund stand mit zwei Frauen am vereinbarten Treffpunkt.
Mein Mann sah ihn zuerst und meinte, ganz Schweizer: "Jöööööö, ist der winzig"
Das war er in der Tat. Gegen Paco war er quasi ein Hündchen.

Wir stiegen aus und begrüßten die Damen und "Noch Tyson"

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Dann liessen wir unsere Hunde aus dem Auto und gingen eine Runde spazieren. Paco fand Smutje nett, Franzi knurrte nur kurz (was für Franzi eine absolute Sympathiekundgebung ist).
Und Smutje war einfach nur bezaubernd.

Nach dem Spaziergang erledigten wir die Formalitäten und als wir den Kofferraumfür Paco öffneten, wollte unser Neuer gleich mit einsteigen. Als wir ihn daran hinderten, wirkte er enttäuscht, aber als wir ihm die Rückbank anboten, stieg er ohne zu zögern ein. Bis auf Franzi waren alle glücklich - Sie war genervt, weil sie die Rückfahrt im Beifahrerfussraum erleben musste.

Am Ferienort angekommen, gingen wir erst mal an den Strand, um die Hunde nach der langen Fahrt etwas auszulasten. Danach ging es ins Ferienhaus, es gab Futter und danach fielen alle Hunde in tiefen Schlaf.

Mittlerweile hatten wir uns auf den Namen "Smutje" geeinigt. Das bedeutet "Schiffskoch" und da er etwas verfressen ist, schien uns das passend

Es gab keinerlei Stress zwischen den Hunden und wir verbrachten noch zwei entspannte Wochen in Spanien.

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Smutje wusste natürlich nicht, dass das Ferienhaus nicht sein endgültiges Zuhause ist und so wirkte er sehr besorgt, als wir am Abreisetag alles zusammen packten, während die anderen Beiden das schon kannten.
Die Zwischenübernachtung meisterte er klasse, wohl auch, weil Franzi und Paco sehr gelassen waren und ihn auch die Gastgeberhunde freundlich empfingen

Als wir am zweiten Tag in unserem Haus ankamen, wirkte er etwas schüchtern, als wir das Haus betraten und wir mussten ihn ermutigen, damit er eintrat, während die "Alten" schon ins Haus gestürmt waren.

Dann stiegen die Gerüche des Hauses in seine Nase:
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Bekannte Gerüche von uns und Paco und Franzi, aber auch unbekannte von den Katzen. Aufgeregt schnüffelte er sich durch das Haus, stiess auf Katzen, die sich erst mal ins Katzenzimmer flüchteten und entdeckte dann den Garten.

Er war begeistert und markierte - ungelogen - eine Stunde lang Büsche, Baum, Zaun und unseren Buddha. Zum Schluss konnte man förmlich sehen, wie er sich den letzten Tropfen herauspresste, um zu verkünden:
"Ich wohne jetzt auch hier"

Danach frass er glücklich seinen Napf leer, fiel in eine Kudde und einen tiefen Schlaf.

Smutje ist nun 10 Wochen bei uns und ein Traum von Hund.

Er ist lieb zu den Hunden und Katzen und sehr verkuschelt mit uns. Auf dem Sofa neben seinem Menschen zu liegen, mit möglichst viel Körperkontakt, ist eines seiner täglichen Highlights.

Ein anderes ist das Fressen:
Bei der Vorbereitung steht er "juchzend" und "singend" daneben, um sich voller Begeisterung auf den vollen Napf zu stürzen.

Er liebt es, spazieren zu gehen und hört schon recht gut, wobei er bei Mauselöchern gerne mal auf Durchzug schaltet.

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Mittlerweile wissen aber, mit welcher Währung wir ihn bei Mauselöchern bestechen können:

Weiss er, dass wir Käse dabei haben, kommt er trotz betörendem Duft sehr zuverlässig.

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Natürlich sind wir immer noch traurig, dass Paule so überraschend und schnell gegangen ist und wir vermissen ihn sehr.

Trotzdem ist es schön zu sehen, wie sich ein sehr müder Smutje zufrieden seufzend in eine Kudde kuschelt, beim Anziehen des Geschirrs vor Freude propellert, sich behaglich an seine Menschen anschmiegt und draussen voller Freude seine neue Welt entdeckt.

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Paules freies Plätzchen hat es Smutje ermöglicht, nicht den Winter in einem kalten Tierheim verbringen zu müssen, sondern sich in einem Zuhause geborgen fühlen zu können.

Wir sind sicher, das ist auch in Paules Sinne ;-)

04.12.2013

06.12.2013


weihnachtstiere

Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

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