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Emil

Mein Freund, der Ausländer

Mein Freund ist Ausländer und heißt Emil.
Eigentlich „Emiliano“; er ist Rumäne und wir kennen uns nun seit drei Jahren. Man hat uns quasi verkuppelt.

Emil war auf der Suche.
Er, in den besten Jahren, ließ 5 Jahre Knast hinter sich, als er die Chance bekam nach Deutschland zu reisen. Du meine Güte – meine Freunde schlugen die Hände über den Köpfen zusammen und fragten sich ernsthaft und besorgt, warum ich mich ausgerechnet in so eine gescheiterte Existenz verlieben musste!?
Das fragte ich mich eigentlich auch, aber ich sah sein Foto im Internet und fand ihn einfach... na ja, total ansprechend eben!

Er hatte so wunderschöne graue Haare, so unverwechselbare kräftige Augenbrauen und einen Gesichtsausdruck, der verriet: Der hat das Leben ausgekostet und weiß was er will...
Ich mag solche Typen und musste ihn unbedingt kennenlernen!

Ob er mich auch wollte, wusste ich zum damaligen Zeitpunkt noch nicht, als ich mit einer englischen Fotografin, die ihn kannte, einen Strandspaziergang machte.
Auf einem kleinen, privaten Hundetreffen, denn ich bin sehr tierlieb.

Von Emil wusste ich nicht viel, aber tierlieb war er offenbar auch.
Die Fotografin hat gute Kontakte in Deutschland und dem fremden Rumänen den Weg nach hier geebnet. Der war sicher froh, nicht ganz in kalte Wasser springen zu müssen und dankbar über jegliche Hilfestellung.

In drei Wochen sollte er damals in Deutschland eintreffen und wir waren in Münster verabredet. Eigentlich hatte er eine Unterkunft Nähe Frankfurt in einer Herberge, aber es war doch viel sinnvoller und schöner, wenn wir näher zusammen wären, oder? Somit freute ich mich, dass die Frau für ihn etwas in Münster organisiert bekam. Gerade einmal 2,5 Stunden weg von hier...

Es würde zu lange dauern, unser Kennenlernen jetzt in allen Details zu beschreiben und ehrlich gesagt – möchte ich mir auch ein wenig Privatsphäre erhalten!
Nur so viel sei gesagt: Emil und ich waren uns vom ersten Augenblick an sympathisch und er zog sofort bei mir ein!

Dies löste natürlich wieder Stürme der Entrüstung und Unverständnis im Freundes und Bekanntenkreis aus – ja man war geradezu besorgt um mich! Ich bin sicher, wäre Emil Deutscher, hätte man ihn bestimmt freundlicher und vor allem vorurteilsfreier empfangen!

Nie werde ich vergessen, als eine langjährige Freundin uns an Ostern besuchte und nach drei Tagen wieder erbost abreiste, weil ich für meinen rumänischen Freund Partei ergriff. Er sprach ja unsere Sprache noch nicht so gut...
Petra und Emil – sie mochte ihn einfach nicht und ich fürchte, das beruhte auf Gegenseitigkeit. Emil sprach nicht sehr freundlich zu ihr. Er war auch nicht bereit sein Sofa zu verlassen, nur weil Petra gerne dort sitzen wollte, um TV zu glotzen...

Ach es war schlimm.
Schlimm zu sehen, wie voreingenommen sie sich doch ihm gegenüber zeigte und ja natürlich ergriff ich Partei für Emil – er ist schließlich mein Freund und ich werde immer zu ihm stehen, egal was passiert!
Wie gesagt, nach drei Tagen reiste sie ab mit den Worten: „Es ist wohl besser, wenn ich wieder fahre...“
Ich widersprach ihr nicht. Das ganze ist jetzt fast drei Jahre her und wir haben keinerlei Kontakt mehr. Tolle Freundschaft, oder?

Emil ist immer noch bei mir und ich liebe ihn sehr!

Ich gebe ja zu, unsere Anfangszeit war nicht gerade einfach, weil er als „total gestörter Rumäne mit Vergangenheit“, wie es meine Freundin damals nett formulierte, so seine Startschwierigkeiten in Deutschland hatte.

Anfangs fand ich es zum Beispiel schlimm, dass er meine Katzen nicht mochte, bzw. Angst vor ihnen hat. Meine Katzen sind Familienmitglieder, natürlich sollte auch mein Freund sie mögen! Sie sind ihm heute noch suspekt und er will nichts mit ihnen zu tun haben. Ich sollte es endlich akzeptieren...

Auch die Tatsache, dass er ziemlich viel schläft, fand ich in der ersten Zeit nicht so toll, aber irgendwie auch wieder verständlich. Emil hat viel erlebt in seinem Leben, war lange von der Gesellschaft weggesperrt, dazu noch in einem Land, wie Rumänien...

Er pflegt keinerlei Kontakte mehr in seine alte Heimat – auch nicht zu den vier Freunden, die er zuletzt hatte – obwohl alle bis auf eine ebenfalls in Deutschland ihr Glück fanden.
Ich überlege, ob ich zu Merle, seiner rumänischen Ex-Freundin, mal Kontakt aufnehmen soll, oder sie vielleicht gar einlade. Emil scheint mir so verschlossen in letzter Zeit, vielleicht würde er sich freuen, einmal wieder rumänisch sprechen zu können...!?

Drei Jahre schon. Wie doch die Zeit vergeht...

Ich liebe ihn immer noch und wir sind ein tolles Team geworden!
Freunde habe ich mittlerweile nicht mehr viele und wenn, dann sind sie ebenfalls Ausländer wie Gordo, der Spanier.
Mit ihm kommt auch Emil bestens zurecht. Trotz anderer Mentalität!

Wir haben einiges erlebt in den letzten Jahren, der Emil und ich.
Fröhliches, aber auch viel trauriges. Einige unserer besten Freunde – allesamt Ausländer, übrigens – sind bereits verstorben: Alma aus Italien

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Enzo, ebenfalls Italiener

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Lotte auch Italienerin aus Rom

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und Osa, Rumänin, aus dem gleichen Ort, wie Emil kommend...

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Emil hat sehr darunter gelitten. Er vertraut eben nicht gleich jedem und tut sich schwer, neue Freundschaften zu schließen. Sind wir wo eingeladen oder fahren in den Urlaub, muss ich mich immer für meinen „knurzigen“ Freund entschuldigen und bitte um Nachsicht.
Seine Vergangenheit, seine Erfahrungen als Ausländer in Deutschland...
Wer hat da kein Verständnis?

Emil und ich werden ihn wohl feiern, den Tag unserer ersten Begegnung. Heutzutage ist es nicht selbstverständlich, dass solche Beziehungen so lange halten und dazu noch so unkompliziert bleiben!
Vielleicht kochen wir etwas leckeres oder unternehmen einen tollen Spaziergang am Meer. Wir könnten auch den ganzen Tag im Bett liegen bleiben und einfach nur so rumkuscheln – das würde ihm gefallen!

Unsere beste und einzige Freundin wird ebenfalls an diesem Tage hier sein.
Sie und Emil verstehen sich wunderbar!

Auf jeden Fall gedenken wir den Tag, an dem mein Freund, der Ausländer, zu uns kam. Erinnern uns an das Herzklopfen, was wir beide hatten und an unsere ersten gemeinsamen Schritte in dem für ihn so fremden Land.
Sind stolz und glücklich alle Barrieren und Verständnisschwierigkeiten erfolgreich gemeistert zu haben und wünschen uns eine hoffentlich noch lange, gemeinsame Zeit!

Ach – hatte ich eigentlich erwähnt, dass Emil ein -  mein Hund ist?

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Ein alter, rumänischer Ex-Straßenköter und Ex-Tierheiminsasse?

Einer mit Vergangenheit und Lebenserfahrung, die wahrscheinlich so mancher Mensch nicht hat!?

Einer, der nicht mich gefunden hat, sondern von mir gefunden wurde?

Einer, der mich immer wieder dazu verleiten wird, mein Herz für einen Ausländer zu öffnen!

Einer, dem das Wort „Vorurteil“ trotz seiner inzwischen sehr guten Deutschkenntnisse ein völliges Fremdwort ist!?

Ein echter Freund eben...

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Der einzige Weg einen Freund zu haben, ist eben selbst einer zu sein.
Wen interessiert da schon die Herkunft?

Mich ganz sicher nicht.

03.12.2013

05.12.2013


weihnachtstiere

Oder einen Gutschein über einen Tierheimbesuch im neuen Jahr!

Niemals ein Tier verschenken, ohne zuvor gefragt zu haben, ob es erwünscht ist!!
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