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Eddie

Was lange währt, wird endlich gut...

Oder: Prototyp und Sondermodell

Dass ich eine Vorliebe für, sagen wir mal, spezielle Hunde habe, wissen meine Mitmenschen spätestens seit ich vor etwa drei Jahren meine Hündin Molly aufgenommen habe, die ich hier auf Couch gesucht gefunden hatte. Sie ist alt, krank und wirklich keine Schönheit, so was kann nicht jeder nachvollziehen.

Nachdem nun im Februar mein Pflegehund gestorben und Molly wieder alleine war, habe ich mich auf die Suche nach einem passenden Partner für sie gemacht. Ein älterer Rüde sollte es sein, der vom Temperament zu ihr passt.

Auf Couch gesucht stieß ich schnell auf Eddie, der bei den Grauen Schnauzen zur Vermittlung ausge- schrieben war.

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Bissig sollte er sein und etwas schwierig vom Charakter, so saß er schon 6 Jahre im Tierheim Paderborn. Da die Eckdaten aber stimmten, ließ ich mich nicht davon abhalten einen Ausflug zu machen, um Eddie mal persönlich kennen zu lernen.
Ich hatte aber schon ein mulmiges Gefühl, ob so ein Spezialfall nicht eine Nummer zu groß für mich ist. Schließlich musste ich ihn ja überall mit hinnehmen können und wollte auch ab und zu Besuch empfangen, der dann nicht gleich aufgefressen wird.

Bei der ersten Begegnung zeigte Eddie sich sofort von seiner Schokoladenseite und schnappte nach mir, aber nach dem ersten Leckerchen war schnell Frieden geschlossen. Ich ließ mich nicht entmutigen, und auf der ersten Gassirunde mit ihm und Molly gab es keine weiteren Vorkommnisse. Keiner von beiden reagierte aggressiv, als sie bei dem Vorhaben, an derselben Stelle zu schnüffeln ineinander rannten, und auch das angekündigte Problem beim Übergeben der Leine an mich blieb aus.

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Auf dem Tierheimgelände wurde mir dann aber wieder vor Augen geführt, dass Eddie ein Ruf vorauseilt, da jemand bat, ihn gut festzuhalten, damit man gefahrlos an ihm vorbei gehen konnte.

Ich entschloss mich, das Wagnis einzugehen, da ich aus irgendeinem Grund recht schnell ein gutes Gefühl bei Eddie hatte. Zur Sicherheit probierte ich noch aus, ob ich ihm für den Fall der Fälle einen Maulkorb anlegen konnte, damit meine Katzen zu Hause keiner Gefahr ausgesetzt wären – das ging problemlos.

So wurde Eddie ins Auto verladen, wo die nächste Überraschung wartete – er setzte sich auf den Rücksitz, als hätte er nie etwas anderes getan. Die Tierheimmitarbeiter Frau V. und Frau M. waren sich einig: In den 6 Jahren hatte nie jemand Eddie Sitz machen sehen...

Zu Hause angekommen ignorierte er tapfer die Meerschweinchen; die erste Hürde war genommen.

Dann zog ich ihm vorsichtshalber den Maulkorb an für die Begegnung mit den Katzen, dazu wählte ich meine souveräne (oder lebensmüde) Katinka, die wie geplant nur müde blinzelte, als Eddie den Raum betrat, sie kurz beschnüffelte und dann ignorierte.

Schon am ersten Abend entstand ein Foto mit zwei Hunden und einer Katze vor dem Meerschwein- chengehege in trauter Eintracht. Zweite Hürde gemeistert.

Alleine bleiben während ich auf der Arbeit war endete in den ersten Tagen mit zwei zerkauten Büchern und kleinen und großen Missgeschicken, da Eddie sich erst an den neuen Tagesablauf mit regelmäßigen Gassirunden gewöhnen musste. Aber dass die erste Zeit schwierig werden könnte, darauf war ich ja eingestellt.

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Hürde Nr. 4 waren dann Begegnungen mit fremden Menschen.
Ich habe einfach jedem Besucher Leckerchen in die Hand gedrückt, und schon war das Eis gebrochen.
Nach ein paar Wochen nahm ich Eddie wie selbstverständlich zum Treffen des lokalen Tierschutzvereins mit, ließ ihn zwischen den anderen herumlaufen und machte mir überhaupt keine Gedanken mehr, ob er irgendwen fressen würde.

Die beiden Nachbarshunde wurden am Anfang angebellt, mittlerweile nimmt er überhaupt keine Notiz mehr von ihnen. Schon am zweiten Tag zog ich los, um ihm ein neues Geschirr im Partnerlook mit Molly zu kaufen.

Rückblickend war es wirklich Liebe auf den ersten Blick, denn es war schon nach ein paar Tagen so, dass ich gar nicht mehr wusste, wie es vor Eddie gewesen war. Irgendwie liegen wir auf einer Wellen- länge, er ist einfach mein Hund.

Eddie ist wieder ein Beispiel dafür, wie sehr sich Hunde aus dem Tierheim noch zum Positiven verändern können, denn im häuslichen Umfeld ist er die Ruhe selbst.

Wenn eine meiner übereifrigen Katzen ihn zu sehr beschmust guckt er mich an nach dem Motto „Du, Frauchen? Das ist mir gruselig. Mach das mal weg...“

Schnappen tut er höchstens aus Übermut, wenn er versucht, mir durchs Gesicht zu schlecken, daher auch sein neuer Spitzname, Ed von Schleck.

Da man bei den Spaziergängen doch merkt, dass er noch viel aktiver ist als meine alte Molly, habe ich mir angewöhnt, mit ihm Leckerchensuchspiele zu machen. Außerdem hat er, entgegen aller Er- wartungen, schnell Sitz und Platz gelernt. Zuerst nur auf Teppich und Gras, aber irgendwann ist der Knoten geplatzt und jetzt kann er sich sogar auf Asphalt hinsetzen.

Wenn er gerne ein Leckerchen haben möchte, dann versucht er auch mal, mich zu manipulieren: Sitz machen – Dackelblick aktivieren – „Mensch, hat Frauchen immer noch nicht kapiert, dass sie mir einen Keks verabreichen soll, wenn ich Sitz mache?“ – Demonstrativ wieder aufstehen – Sitz machen.

Dass man auch auf die Couch klettern kann, hat er sich irgendwann von Molly abgeguckt. Er ist ja so talentiert...

Im Juni haben wir den ersten gemeinsamen Urlaub unternommen, es ging an die Nordsee.
In der Ferienwohnung hat Eddie sich super benommen, auch wenn man gemerkt hat, dass er zunächst verwirrt war. Zusammenfassend kann man aber sagen, dass die kleine Diva das Meer ziemlich doof findet. Da bekommt man nasse Pfoten. Das geht seiner Meinung nach gar nicht. Und das Wattenmeer erst... Dann guckt er mich mit seinem Dackelblick an, als wolle er getragen werden.

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Vielleicht gefällt ihm ja der nächste Urlaub besser, da geht es nämlich in die Alpen, die sind bekanntlich weit weg von der Nordsee.

Beim Spaziergang werde ich oft gefragt, ob Molly und Eddie verwandt sind, denn etwas ähnlich sehen sie sich schon mit ihren grauen Haaren. Aber das Aussehen war bei keinem der Hunde ein Auswahl- kriterium.

Da ich beruflich bedingt nicht genug Zeit habe, einen jungen aktiven Hund auszulasten, sollte es ein älteres Modell sein. Als Tierärztin sitze ich ja schließlich an der Quelle, wenn ein Hund mal krank werden sollte. Verträglichkeit und die Fähigkeit entweder alleine zu bleiben oder überall mit hin zu können, waren weitere Kriterien. Dass beide Hunde nun klein, schwarz, schlappohrig und kurzhaarig sind, ist ein lustiger Zufall.

Aber ich möchte an dieser Stelle noch mal eine Lanze für ältere, vielleicht auch kranke oder nicht ganz so hübsche Hunde brechen, schließlich kommt es auf die inneren Werte an. Und für mich hat ein fester, vielleicht etwas eigensinniger Charakter nur Vorteile; man weiß was man hat.
Ich habe jedenfalls hoffentlich noch lange mein verrücktes Rentnergespann, das mir viel Freude bereitet.

Noch mal vielen Dank an das ganze Team vom Tierheim Paderborn, dass sich schon vom erstem Mailkontakt an sehr aufopferungsvoll, freundlich und kompetent um mich und Eddie gekümmert hat und für all die nette Post, angefangen vom Wandkalender, in dem Eddie im März (also dem Monat, in dem er zu mir kam) vorgestellt wurde über die Tierheimzeitschrift, in der mehr als einmal über ihn berichtet wurde bis hin zu den Mails und Nachfragen zu seinem Befinden!

Grüße von Molly, Eddie und der restlichen Rasselbande!

02.12.2016

04.12.2016


weihnachtstiere

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